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ADO.NET meets XML Bevor Sie jetzt ein Wiederaufflammen Ihrer XML-Allergie befürchten und schnell weiterblättern gestatten Sie bitte diesen Hinweis: In erster Linie geht es im folgenden Beitrag um ADO.NET und erst in zweiter um XML. Gerade weil dieses Thema in den letzten Jahren bis zum Abwinken durchgekaut wurde, ist es interessant zu sehen, wie elegant der .NET Framework XML mit ADO.NET verschmilzt. Diese Diskussion führt dann auch zum besseren Verständnis der typisierten DataSets. In den ersten beiden Teilen dieser Einführungsreihe wurde die DataSet-Komponente und die Funktionsweise von Managed Providern vorgestellt. Diesmal geht es darum, wie DataSets mit oder ohne Anschluss an eine Datenbank XML-Dokumente bearbeiten können und wie XML Schema-Definitionen beim Aufbau von DataSets und Datenbanken benutzt werden. Auch wenn Sie die letzte Folge [1] verpasst haben sollten, können Sie diesen Beitrag mit Gewinn lesen, vorausgesetzt, Sie verfügen über die wichtigsten Grundkenntnisse in ADO.NET und Begriffe wie DataSet und DataTable sagen Ihnen etwas. Betrachten wir zur Wiederholung noch einmal kurz die innere Struktur eines DataSets, wie sie in Bild 1 dargestellt ist. Das DataSet enthält eine oder mehrere DataTables, die man sich wie Datenbank-Tabellen oder Ergebnis-Mengen vorstellen kann. Wenn das DataSet mindestens zwei Tabellen enthält, können zusätzlich Beziehungen zwischen ihnen aufgebaut werden. Ein Beispiel dafür ist eine Master-Detail Beziehung z.B. zwischen einer Rechnung und den dazugehörigen Posten. Schließlich gibt es pro Tabelle auch noch einen oder mehrere DataViews, mit denen festgelegt wird, welche Zeilen und Spalten der Tabelle zu sehen sind (z.B. in einem Grid oder in einem Report) und wie diese sortiert werden. Das ganze spielt sich ausschließlich im Speicher ab und stellt somit eine vollständige Hauptspeicher-residente-Datenbank dar. Sie wird mit einem oder mehreren SELECT-Statements über einen DataAdapter aus einer "echten" Datenbank gefüllt und über UPDATE, DELETE und INSERT-Anweisungen nach allfälligen Änderungen mit dieser abgeglichen.
Bild 1: Ein DataSet vereint mehrere Tabellen und Views in sich und verknüpft diese über Relationen. Dokumente und RelationenSoweit das Wesen des DataSets in aller Kürze. Doch wo kommt hier die Auszeichnungs-Sprache XML ins Spiel? In der letzten Folge wurde ein Aspekt schon kurz gestreift. Mit den Methoden DataSet.WriteXml und DataSet.ReadXml, kann das DataSet seinen gesamten Inhalt als XML -Dokument speichern und auch wieder laden. Das ist auf den ersten Blick sehr praktisch und vermittelt auf den zweiten einen Aspekt, der einem bisher vielleicht gar nicht so bewusst war. XML ist eben nicht nur eine Auszeichnungs-Sprache, mit der Dokumente ähnlich wie in HTML strukturiert werden können, sondern auch (oder in erster Linie?) eine Form der Datenrepräsentation ähnlich wie das bekannte CSV-Format und andere. Im Grunde sind ein XML-Dokument und eine relationale Datenbank nur zwei verschieden Arten, Informationen in verknüpften Relationen abzuspeichern und zu verarbeiten. In der XML-Darstellung kann man diese Informationen auch ohne spezielles Programm z.B. mit einem Texteditor oder einem Browser ansehen und editieren. Dieses Format eignet sich besonders auch dazu, Daten zwischen unterschiedlichen Rechnern oder unterschiedlichen Organisationen auszutauschen. Und schließlich kann ein XML-Dokument auch recht einfach im Internet verschickt werden, weil es sich um ein Text-Format handelt, das z.B. über das HTTP-Protokoll Firewalls durchtunneln kann. Werden die selben Daten in einer relationalen Datenbank abgelegt, hat das den Vorteil der wesentlich effizienteren Speicherung und der performanten Verarbeitung. Während in einem XML-Dokument ein Datum beispielsweise in der Form <birthday>03/11/1964</birthday> abgespeichert wird, was in UTF-16 62 Bytes benötigt, verbraucht das selbe Datum in einer relationalen Datenbank im binären Format nur 4 Byte. Und natürlich kann eine Datenbank mit Hilfe ihrer Indexe und den in Jahrzehnten optimierten Algorithmen und ausgetüftelten Datenstrukturen ein bestimmtes Geburtsdatum aus Millionen in Sekundenbruchteilen herausfinden, was einem menschlichen Leser, einem XML-Werkzeug aber auch einem XQuery-Prozessor doch ziemlich schwer fallen dürfte. (XQuery ist eine Abfragesprache, die - ähnliche wie SQL das für Relationen tut - aus vorhandenen XML-Dokumenten durch Auswählen, in Beziehung Setzen und Berechnen neue XML-Dokumente generiert.) Das DataSet als Vermittler zwischen den WeltenDie Brücke zwischen diesen beiden Arten der Datenspeicherung stellt das ADO.NET-DataSet dar. Man kann damit ein XML-Dokument laden, bearbeiten und wieder speichern. Oder man kann eine Abfrage auf eine Datenbank ausführen, Datensätze editieren, hinzufügen oder löschen und die Änderungen in die Datenbank zurückschreiben. Man kann aber das Ergebnis der Datenbank-Abfrage auch einfach als XML-Dokument speichern. Oder ein XML-Dokument laden und damit eine relationale Datenbank aktualisieren oder gar neu aufbauen. Gerade die beiden letzten Möglichkeiten sind interessant, weil sie einen nahtlosen Übergang zwischen den beiden Welten XML und SQL anbieten.
Bild 4: Das ADO.NET-DataSet wirkt wie eine Brücke zwischen der XML-Welt und der Sphäre der relationalen Datenbanken. Nehmen wir ein Beispiel aus der Praxis: An einem Firmen-Standort in der Gemeinde Moos werden LKWs gewogen und die Differenz aus Voll- und Leergewicht in einer Datenbank erfasst. Aus den Wiege-Ergebnissen jeweils eines Tages werden Lieferscheine erstellt und zur zentralen Abrechnung an die Haupt-Geschäftsstelle geschickt. Eine einfache Lösung sieht so aus: Die Tages-Ergebnisse werden per SELECT aus der Datenbank gefiltert und als XML-Dokument gespeichert. Das XML-Dokument kann man bequem und preisgünstig in einer E-Mail verschlüsseln oder über HTTPS uploaden (es müssen nicht immer Web Services sein!) . In der Haupt-Geschäftsstelle liest man das XML-Dokument in ein DataSet ein, berechnet auf dieser Speicher-residenten Datenbank die Lieferscheine und schreibt sie mit einem INSERT in die zentrale Datenbank. XML nach relationalWir gehen etwas vereinfachen davon aus, dass die Wiege-Ergebnisse im DataSet in Form von zwei Tabellen namens KUNDE und WIEGEN dargestellt sind. KUNDE enthält die Felder Nummer und Name, WIEGEN die Felder Kunde für die Kundennummer, Datum und Zuladung. Die beiden Tabellen sind über eine DataRelation verknüpft, die das Feld KUNDE.Nummer mit dem Feld WIEGEN.Kunde gleich setzt. Die beiden Tabellen können auf einfache Weise über zwei DataAdapter und zwei SELECT-Statements aus der Datenbank in der Filiale Moos gewonnen werden. Nachdem man das DataSet mit WriteXml abgespeichert hat, erhält man ein XML-Dokument, das in Listing 1 abgebildet ist. <?xml version="1.0" standalone="yes" ?> <tagesbericht-moos> <wiegen id="765"> <datum>1.1.2002</datum> <zuladung>34.3</zuladung> <kunde> <Nummer>723-2</Nummer> <Name>Müller Bau</Name> </kunde> </wiegen> <wiegen id="766"> <datum>1.1.2002</datum> <zuladung>5.3</zuladung> <kunde> <Nummer>112-0</Nummer> <Name>Baustoffe Huber</Name> </kunde> </wiegen> </tagesbericht-moos> Man kann an diesem Dokument drei interessante Beobachtungen machen. Zum einen werden die Inhalte von Tabellen immer in ein komplexes Element mit dem Namen der Tabelle abgelegt. Zweitens sind die Daten als ungeparster Text gespeichert. Möglich wäre es auch, die Daten als Attribute abzulegen und das DataSet unterstützt diese Variante auch. Allerdings ist normaler Text die Standard-Einstellung. Und schließlich spiegelt sich die Master-Detail-Beziehung der Tabellen in einem hierarchisch verschachtelten Dokument wieder. Auf alle diese Aspekte werden wir im Folgenden noch näher eingehen, doch zuerst verfolgen wir den weiteren Weg des Dokuments. Die Tages-Ergebnisse haben soeben ihre erste Metamorphose von SQL nach XML hinter sich gebracht und können nun sehr einfach weiterverarbeitet werden. Wenn das Dokument nicht zu umfangreich ist, kann es mit ein bisschen Erfahrung von einem Mitarbeiter in einem Text-Editor auf Plausibilität überprüft werden. Fehlt ein Kunde oder ist die Zuladung eines LKWs negativ? Solche Prüfungen sind natürlich schon beim Erfassen in der Datenbank gelaufen. Trotzdem geht nichts über menschliche Kontrolle und auf jeden Fall hat der Anwender das gute Gefühl, die Arbeit des Systems zu durchschauen. Es gibt eine ganze Reihe von Möglichkeiten, das XML-Dokument in die Zentrale zu schicken. E-Mail ist nur eine davon und erlaubt keine vollständige Automatisierung. Trotzdem profitiert man auch hier davon, dass die Daten nun als reiner Text vorliegen. Der Firewall in der Haupt-Geschäftsstelle kommt so gar nicht erst auf die Idee, dass hier irgendetwas Gefährliches übertragen wird und wird unseren "Text" deshalb unverändert und sofort weiterleiten. Relational nach XMLIn der Zentrale kann man das Dokument direkt in ein DataSet einlesen und weiterverarbeiten. Die daraus gewonnenen Lieferscheine legt man in einem zweiten DataSet an und schreibt sie wie gewohnt in die zentrale Datenbank. Der interessante Punkt ist hier das Einlesen des XML-Dokuments. Denn trotz aller Gemeinsamkeiten zwischen XML und relationalen Tabellen ist die Abbildung eines XML-Dokumentes auf ein DataSet nicht ganz so einfach wie der umgekehrte Weg. XML erlaubt eben nicht nur strenge tabellarische Daten sondern beliebige Dokumente, die in einer Tabelle gar nicht dargestellt werden können wie das folgende einfache Beispiel zeigt: <buch> Der <genre>Roman</genre> von <autor>H. J. Rubenfels</autor> kam im Jahr <erscheinungsdatum>1967</erscheinungsdatum> bei <verlag>Kernbach</verlag> heraus. </buch> Solange das XML-Dokument aber eine relationale Struktur hat, ist das DataSet durchaus in der Lage, diese zu bestimmen und die Daten korrekt auf Tabellen aufzuteilen. Dies macht es in drei Schritten. Im ersten wird aus dem XML-Dokument ein XML-Schema gewonnen, im zweiten aus dem XML-Schema eine relationale Datenbankstruktur erzeugt und die entsprechenden Tabellen im DataSet angelegt und im dritten die Daten aus dem Dokument in das DataSet importiert. Dies alles geschieht innerhalb der Methode DataSet.ReadXml. Man kann die einzelnen Teilschritte aber auch selbst in der Entwicklungsumgebung nachvollziehen. Dazu fügt man die XML-Datei mit Datei/Vorhandenes Element hinzufügen... dem Projekt hinzu, öffnet sie und synchronisiert dann die Dokumentengliederung im lokalen Menü. Das Ergebnis ist in Bild 2 zu sehen. Aus dieser Sicht heraus können Sie die Daten direkt bearbeiten oder ein XML-Schema und ein typisiertes DataSet erstellen lassen. Das Editieren der Daten kann wiederum entweder direkt im XML-Quellcode geschehen oder über ein Daten-Gitter. Die Freude über diese einfache Konvertierung währt allerdings nicht lange. Denn bald stellt man fest, dass bei der automatischen Generierung des Schemas und damit auch des DataSets die Datentypen verlorengegangen sind. Alle Felder werden als string ausgeführt, was nun wirklich nicht beabsichtigt war. Andererseits, wie soll Visual Studio auch die Absicht erraten, die hinter der Zeichenkette "34.4" steckt? Dokumente mit StrukturAn dieser Stelle kommt das Thema XML-Schema ins Spiel. Eine XML-Schema-Definition ist eine Beschreibung, die festlegt, was in einem bestimmten XML-Dokument stehen darf und was nicht. Insbesondere definiert ein Schema, welche Elementnamen im Dokument vorkommen dürfen, welche Daten und Attribute zu einem Element gehören und wie diese Elemente angeordnet werden. Wer nun an DTDs denkt, liegt durchaus richtig. Allerdings wurden die Dokumenten-Typ-Definitionen im letzten Jahr ganz offiziell von XML-Schemas abgelöst. (Es handelt sich also um einen Standard des World Wide Web Consortiums und nicht um eine Erfindung von MS.) Diese haben der Vorteil, dass sie zum einen eine durchgängigere Struktur aufweisen und zum anderen auch selbst wieder in XML verfasst sind. Dadurch kann man XML-Schemas mit den selben Werkzeugen bearbeiten wie die Dokumente. Darüber hinaus spricht für XML-Schemas, dass sie "alle" Datentypen wie Ganzzahlen, Fließkommazahlen, Datumsangaben usw. kennen, während in DTDs nur Zeichenketten vorkommen können. Wenn Sie bisher weder Dokument-Typ-Definitionen noch Schemas verwendet haben, fragen Sie sich vielleicht wozu so etwas gut ist? Genügt es nicht ein XML-Dokument mit allen Daten zu haben? Für eine CSV-Datei, die ja schließlich so etwas wie der Vorgänger von XML ist, war doch auch keine zusätzliche Definition nötig? Eben doch! Es gibt zwar keine formalisierte Beschreibung für eine CSV-Datei, sie wäre aber in vielen Fällen nützlich, um herauszufinden, was die einzelnen Spalten bedeuten und welche Datentypen und Datenbereich jeweils erlaubt sind. Und weil XML doch um einiges komplexer ist als CSV, ist eine solche Beschreibung noch nötiger als dort. Ein XML-Schema beantwortet Fragen wie (bezogen auf das Wiegen-Beispiel):
Das sind ganz offensichtlich Fragen, die jeder beantworten muss, der ein solches Dokument erstellt oder verarbeitet. Die XML-Schema-Definition legt solche und ähnliche Vorgaben ganz präzise fest, so das man nicht auf eine umgangssprachliche Beschreibung angewiesen ist. Außerdem ist es mit einem XML-Schema möglich, ein Dokument vollautomatisch daraufhin zu überprüfen, ob es den Regeln entspricht oder nicht. Ein konkretes SchemaEine Möglichkeit, wie ein Schema für das obige XML-Dokument aussehen könnte ist in Listing 2 dargestellt. Dies ist nur eine mögliche Variante von vielen. Ähnlich wie bei einer Programmiersprache gibt es auch in XML-Schemas meist mehrere unterschiedliche Wege, dasselbe zu erreichen. Je nach Aufgabenstellung, Projektgröße und persönlichem Geschmack des Autors sieht das Schema dann etwas anders aus. Die hier vorgestellte Variante ist aber diejenige, die auch in Visual Studio eingesetzt wird. <xsd:schema id="tagesbericht-moos" targetNamespace="http://tempuri.org/wiegen.xsd" xmlns="http://tempuri.org/wiegen1.xsd" xmlns:xsd="http://www.w3.org/2001/XMLSchema"> <xsd:element name="tagesbericht-moos"> <xsd:complexType> <xsd:choice maxOccurs="unbounded"> <xsd:element name="wiegen"> <xsd:complexType> <xsd:sequence> <xsd:element name="datum" type="xsd:date" minOccurs="1" /> <xsd:element name="zuladung" type="xsd:float" minOccurs="1" /> <xsd:element name="kunde" minOccurs="1" maxOccurs="1"> <xsd:complexType> <xsd:sequence> <xsd:element name="Numme r"type="xsd:string" minOccurs="1" /> <xsd:element name="Name" type="xsd:string" minOccurs="1" /> </xsd:sequence> </xsd:complexType> </xsd:element> </xsd:sequence> <xsd:attribute name="id" type="xsd:int" /> </xsd:complexType> </xsd:element> </xsd:choice> </xsd:complexType> <xsd:unique> <xsd:selector xpath=".//wiegen" /> <xsd:field xpath="@id" /> </xsd:unique> </xsd:element> </xsd:schema> Listing 2: Ein mögliches XML-Schema für das Wiegen-Dokument, in dem die Master-Detail-Beziehung durch Verschachtelung ausgedrückt wird . Nach dem üblichen XML-Kopf und dem Hinweis auf das XML-Schema (ein XML-Schema ist wie gesagt ein normales XML-Dokument und wird deshalb wiederum durch ein Schema beschrieben.) folgt die Definition des einzigen Elements auf der obersten Stufe: tagesbericht-moos. Der Tagesbericht ist ein komplexer Typ, was bedeutet, dass er Attribute und/oder untergeordnete Elemente enthalten kann. In diesem Fall sind die untergeordneten Elemente die einzelnen Wiegungen, von denen es pro Tag unbeschränkt viele geben kann. Darauf weist der Attribut-Wert unbounded beim Element choice hin. Das Element choice spezifiziert eine Auswahl aus den untergeordneten Elementen, hat in diesem einfachen Schema aber keine echte Funktion, da es nur ein untergeordnetes Element gibt, eben wiegen. Dieses wiederum besteht aus Datum, Zuladung und Kunde. Die ersten beiden in dieser Liste sind einfache Datentypen und enthalten nichts anderes als ihren Wert. Der Kunde dagegen enthält die untergeordneten Elemente Nummer und Name, die wegen des sequence-Elements immer in dieser Abfolge aufgeführt werden müssen. Jedes dieser Elemente muss vorhanden sein, was durch das Attribut minOccurs = "1" festgelegt wird. Beim Kunden definiert das Attribut maxOccurs = "1" darüber hinaus noch, dass mehr als ein Kunde pro Wiegung nicht erlaubt ist. Es muss also genau einen Kunden für jedes wiegen-Element geben. Die Identifikation der Wiegung ist als Attribut realisiert und wird hinter der Sequenz der untergeordneten Element spezifiziert. Als Datentyp benutzen wir eine ganze Zahl. Diese darf im gesamten Dokument nicht doppelt vorkommen. Daher enthält der tagesbericht-moos noch ein unique-Element, das mit dem Pfad auf das untergeordnete wiegen zeigt und dessen Attribut id als eindeutig spezifiziert. Schlüssel und ReferenzenDieses Beispiel liefert natürlich nur einen kleinen Einblick in die XML-Schema-Sprache, enthält aber fast schon alles, was für den Anwendungsbereich ADO.NET wichtig ist. Zwei spezielle Element müssen allerdings noch erklärt werden. Sie hängen damit zusammen, dass man das Beispiel-Dokument auch erheblich platzsparender formulieren könnte. In seiner aktuellen Form führt es einen Kunden in der immer gleichen Kombination aus Nummer und Name sooft auf, wie dieser Kunde mit einem LKW auf der Waage gestanden hat. Diese Daten könnte man effizienter in zwei Listen organisieren, die einerseits die Wiege-Vorgänge beinhalten sowie andererseits die Kunden-Daten und über das Element-Paar nummer und kunde verknüpft sind. Ein Schema für diese Datenstruktur ist in Listing 3 zu sehen. Die Elemente wiegen und kunde sind nun nicht mehr verschachtelt sondern stehen gleichberechtigt im choice-Element. Dadurch kann das Dokument beliebig viele einzelne wiegen- und kunde-Elemente in beliebiger Reihenfolge enthalten. Mit dem key-Element wird die Kundennummer innerhalb von wiegen als Schlüssel identifiziert und mit dem keyref-Element stellt das Schema die Beziehung zum Wiege-Eintrage dar. Ein Dokument gemäß diesem Schema könnte aussehen wie in Listing 4, aber auch wie das ursprüngliche aus Listing 1. <?xml version="1.0" encoding="utf-8" ?> <xsd:schema id="Dataset1" targetNamespace="http://tempuri.org/wiegen2.xsd" xmlns="http://tempuri.org/wiegen2.xsd" xmlns:xsd="http://www.w3.org/2001/XMLSchema"> <xsd:element name="tagesbericht-moos"> <xsd:complexType> <xsd:choice maxOccurs="unbounded"> <xsd:element name="wiegen"> <xsd:complexType> <xsd:sequence> <xsd:element name="datum" type="xsd:date" minOccurs="1" /> <xsd:element name="zuladung" type="xsd:float" minOccurs="1" /> <xsd:element name="kunde" type="xsd:int" minOccurs="1" /> </xsd:sequence> </xsd:complexType> </xsd:element> <xsd:element name="kunde"> <xsd:complexType> <xsd:sequence> <xsd:element name="name" type="xsd:string" minOccurs="1" /> <xsd:element name="nummer" type="xsd:int" minOccurs="1" /> </xsd:sequence> </xsd:complexType> </xsd:element> </xsd:choice> </xsd:complexType> <xsd:keyref name="kundewiegen" refer="kundenschluessel"> <xsd:selector xpath=".//wiegen" /> <xsd:field xpath="kunde" /> </xsd:keyref> <xsd:key name="kundenschluessel"> <xsd:selector xpath=".//kunde" /> <xsd:field xpath="nummer" /> </xsd:key> </xsd:element> </xsd:schema> Listing 3: Ein alternatives XML-Schema für das Wiegen-Dokument unter Verwendung der key- und keyref-Elemente Obwohl in diesen Absätzen eigentlich von XML und XML-Schemas die Rede war, ist Ihnen sicherlich aufgefallen, dass die Denkweise genauso gut auf ein relationales Datenbank-Schema übertragbar ist. Auch hier geht es um Listen (=Tabellen) von Elementen (=Datensätzen) mit typisierten Feldern, um Eindeutigkeit, Schlüssel und Beziehungen zwischen Datensätzen in unterschiedlichen Tabellen. Der Übergang von der ersten Schema-Definition zur zweiten, effizienteren war in Datenbank-Sprache ausgedrückt eine Normalisierung. Es ist also möglich XML-Schemas mit Datenbank-Schemas zu identifizieren, so wie XML-Dokumente auch Datenbanken entsprechen. Dabei sollte man sich allerdings bewusst sein, dass XML wesentlich ausdrucksstärker ist als die Sprache der Datenbank-Tabellen und somit zwar jede Datenbank als XML-Dokument abgespeichert werden kann aber nicht jedes XML-Dokument als Datenbank. Typisierte DataSetsVisual Studio und der .NET-Framework benutzen XML-Schemas, um die Struktur von DataSets zu definieren und damit nicht nur den Aufbau von XML-Dokumenten sondern auch die entsprechenden Datenbank-Schemas. Ein DataSet, dem schon zur Entwurfszeit ein XML-Schema zugeordnet ist, wird typisiertes DataSet genannt. Seine Tabellen, Spalten und Constraints sind in der Entwicklungsumgebung bekannt. Deshalb kann der Komponenten-Designer eine typsichere von DataSet abgeleitete Klasse erstellen, deren Tabellen und Spaltennamen den Namen in der Datenquelle (Datenbank oder XML-Dokument) entsprechen. Typsicher ist diese Ableitung deshalb, weil die Feldwerte nicht mehr als Object gelesen und geschrieben werden, sondern nur noch mit dem korrekten Datentyp. Es gibt mehrere Wege, um ein typisiertes DataSet zu erzeugen:
Die erste Variante wurde in der vorherigen Folge dieser Einführungsreihe schon beschrieben. Es ist wohl die am häufigsten benutzte und außerdem diejenige, bei der man mit der zugrundeliegenden XML-Technologie nicht in Berührung kommt (außer man wirft einen Blick auf die Festplatte und entdeckt die zugehörige .xsd-Datei.) Die beiden anderen Varianten basieren auf dem XML Schema Designer, einem graphischen Werkzeug zum Erstellen und Bearbeiten von XML-Schemas. Um die Arbeit mit diesem Tool zu demonstrieren, entwerfen wir ein DataSet für das Beispiel-Projekt. Nachdem eine neue Windows-Anwendung erzeugt wurde, fügen Sie mit Datei/Neues Element hinzufügen... ein XML-Schema ein. Sie sehen nun die noch leere Arbeitsfläche des XML Schema Designers, welcher die beiden Sichten Schema und XML anbietet. Die Schema-Sicht ist eine graphische Darstellung der Dokumenten-Struktur, die nicht ganz zufällig wie ein Entity-Relationship-Diagramm aussieht. Die XML-Sicht zeigt das XML-Schema im XML Quelltext. Der XML-Schema-DesignerSolange der XML Schema Designer aktiv ist, enthält der Werkzeugkasten statt der Komponenten XML-Schema-Tags wie element, attribute, complexType und key. Um die zweite Variante des Beispiels, also diejenige mit zwei getrennten Listen für Wiegung und Kunde, zu implementieren, benötigt man die übergeordnete Gruppe sowie zwei Elemente. Diese werden wie auch bei Komponenten üblich aus dem Werkzeugkasten auf die Arbeitsfläche gezogen. Im Kopf trägt man den Namen des Elements ein und in die Zeilen darunter die dazugehörigen untergeordneten Elemente und Attribute. In unserem Beispiel sind alle untergeordneten Felder mit Ausnahme des Schlüssels Elemente, während die Wiege-Id als Attribut realisiert wird. Für letzteres benötigen wir auch ein key-Element. Dazu zieht man dieses aus dem Werkzeugkasten auf das entsprechende übergeordnete Element und gibt einen Namen für den Schlüssel, das übergeordnete Element und das oder die Schlüsselfeld(er) an. Zu guter Letzt wird die Beziehung zwischen den beiden Elementen hergestellt, indem man eine Relation auf das Element wiegen zieht. Die Eigenschaften einer Relation entsprechen denen einer referentiellen Integrität oder Master-Detail-Beziehung. Dazu kommt eigentlich nur, dass man auch für die Relation selbst einen Namen vergeben muss. Für die DataSet-Eigenschaften im unteren Teil dieses Dialogfeldes, also für die Fremdschlüssel-Einschränkung und die diversen Aktualisierungs-Regeln gibt es wie übrigens auch für die Eigenschaft Primärschlüssel beim key-Element keine Entsprechung im Standard für XML-Schema-Definitionen. Wer hier von den Vorgaben abweicht, erhält Microsoft-spezifische XML-Schema-Erweiterungen in der .xsd-Datei, die am Namensraum msdata zu erkennen sind. Dies Erweiterungen stammen zwar von Microsoft, halten sich aber an den standardisierten Erweiterungs-Mechanismus für XML-Schema-Definitionen. Das Resultat dieser Bemühungen kann man sehen, wenn die Ansicht auf XML umgeschaltet wird. Es entspricht im Wesentlichen den Erwartungen, d.h. dem Dokument aus Listing 3. Allerdings fehlt noch das unique-Element und die korrekten Werte für minOccurs und maxOccurs, weil diese im graphischen Editor nicht zur Verfügung stehen. Sie können jedoch problemlos im XML-Editor nachträglich eingegeben werden. Alternativ verwendet man statt unique ebenfalls key, wodurch zusätzlich erzwungen wird, dass immer ein gültiger Wert im Attribut steht. Ein typisiertes DataSet erzeugenDamit steht das XML- bzw. Datenbank-Schema und kann als Basis für das DataSet der Anwendung verwendet werden. Der Menüpunkt Schema/DataSet generieren..., der nur in der Schema-Ansicht verfügbar ist, bewirkt, dass bei jedem Speichern der .xsd-Datei der Quellcode für das typisierte DataSet in der Programmiersprache des Projekts neu erzeugt wird. Sobald Sie diesen Menüpunkt aktiviert haben, finden Sie im Verzeichnis der Anwendung eine Datei XMLSchema1.cs mit dem C#-Quellcode für das DataSet (XMLSchema1.vb, wenn Sie mit Visual Basic arbeiten). Im Projektmappen-Explorer ist sie unter dem Knoten der Schema-Datei eingeordnet, wenn Sie die Option Alle Dateien anzeigen aktiviert haben. Der Quellcode sieht im Prinzip genau so aus wie beim "handgemachten" typisierten DataSet in der vorherigen Folge. Um es in die Anwendung aufzunehmen, muss man nur noch eine Instanz erzeugen und beispielsweise mit einem Daten-Gitter verbinden (Listing 5). private DataSet dataSet1; public MyForm() { InitializeComponent(); // Generiertes typisiertes DataSet erzeugen this.dataSet1 = new _tagesbericht_moos(); // und verknüpfen dataGrid1.DataSource = dataSet1; } In vielen Fällen baut man aber die Struktur des DataSet nicht neu auf, sondern möchte eine vorhandene Struktur übernehmen. Dafür bietet das Visual Studio eine ganze Reihe von Möglichkeiten:
Die letzte dieser Alternativen haben wir wegen diverser Schwächen weiter oben schon als Realisierungsmöglichkeit für das Einlesen der Wiege-Daten ausgeschlossen. Trotzdem ist die Vorgehensweise äußerst interessant und für Prototypen eine geniale Sache. Deshalb sehen wir uns den dahinter stehenden Algorithmus noch etwas genauer an. Das Schema erschließenDas Berechnen des XML-Schemas aus dem XML-Dokument wird Inferenz genannt. Bei der Betrachtung gehen wir von dem XML-Dokument des Wiege-Beispiels aus (Listing 3). Hier sind die Regeln:
In Regel 6 steckt eine weitere große Einschränkung des Inferenz-Mechanismus. Alle Memo-artigen XML-Dokumente mit in Text eingebetteten Elementen (wie die oben erwähnte Buch-Beschreibung) können nicht auf die relationale Struktur abgebildet werden. Wenn man es doch versucht, gehen Informationen verloren. Einschränkungen der InferenzAnsonsten funktioniert es allerdings recht gut, wie man anhand er Wiege-Daten feststellen kann. Nach Regel 1 wird die Wurzel des Dokuments auf ein DataSet abgebildet, das nach Regel 2 zwei Tabellen namens WIEGEN und KUNDE enthält. Die Spalten dieser Tabellen setzen sich nach Regel 4 aus den Attributen und den untergeordneten einfachen Elementen zusammen. Das key- und keyref-Element zusammen bilden eine Fremdschlüssel-Relation, welche die Zuordnung der Wiegung zum Kunden beschreibt. Sogar wenn wir die verschachtelte Variante aus Listing 1 als Ausgangspunkt benutzt hätten, würde Regel 5 dafür sorgen, dass das gleiche XML-Schema dabei herauskommt. In Regel 4 ist das Problem der Datentypen enthalten, wird aber verschwiegen Hier heißt es lapidar, dass die Spalten der Tabelle den Datentyp des Attributs bzw. Elements erhält. Den präzisen Datentyp erfährt man aber nur aus einer XML-Schema-Datei. Verfügt man nur über das XML-Dokument selbst, muss man raten: Ist der Text 100 ein string, ein Integer, ein Byte oder ein Float? Ist 18.07.01 ein string (z.B. für eine Bestellnummer) oder ein Datum? In dieser Not bildet Visual Studio alle Daten auf strings ab. Auch Regel 3 hat ihre Tücken. Die folgenden beiden XML-Dokumente unterscheiden sich eigentlich nur dadurch, dass das eine zwei Kunden enthält während das andere nur einen Kunden beschreibt: <kunden> <kunde>Mager GmbH</kunde> <kunde>Hans Fett & Söhne</kunde> </kunden> <kunden> <kunde>Dünnbier AG</kunde> </kunden> Regel 3 sorgt hier dafür, dass im ersten Fall aus kunde eine Tabelle und somit aus kunden ein DataSet wird. Im zweiten Fall greift diese Regel allerdings nicht, weshalb die Inferenz zu einer Tabelle KUNDEN mit einer Spalte kunde führt. Das ist sicher nicht erwünscht und wird mit hoher Wahrscheinlichkeit in der verarbeitenden Anwendung einen Fehler auslösen. (Wer testet schon Dokumente mit einem einzigen Eintrag?) Die Inferenz einer relationalen Struktur aus einem XML-Dokument ist also eine wirklich praktische Angelegenheit, die erstaunlich gut aber eben nicht perfekt funktioniert. Sie kommt berechtigterweise vor allem während der Entwicklungsphase und in Prototypen zum Einsatz, taugt aber in den allermeisten Fällen nicht für den Produktions-Betrieb. Deshalb die Empfehlung: Arbeiten Sie wo es geht mit typisierten DataSets und geben Sie ihren XML-Dokumenten immer ein XML-Schema mit. Ein Zusatzaufwand entsteht dadurch kaum, weil das Schema ja sowieso von Visual Studio erzeugt wird. FazitDamit kommt diese Artikelserie über ADO.NET zu ihrem Abschluss. Glücklicherweise ist nicht nur vieles anders geworden sondern auch einiges besser. Die Entwickler müssen wieder einmal um- bzw. dazulernen und werden dafür unter anderem mit der erstklassigen XML-Integration belohnt. In anderen Punkten wie der ausschließlichen Konzentration auf unverbundene DataSets bleibt abzuwarten, ob uns die nächste Version von ADO.NET nicht doch noch etwas entgegenkommen wird. Peter Pohmann ist Geschäftsführer von dataweb, einem Softwarehaus in Niederbayern. Er ist seit über 15 Jahren als Entwickler, Fachautor, Coach, Referent und Berater für Objektorientierte Technologien und Windows-Programmierung tätig. Er freut sich über Feedback zu diesem und verwandten Themen an peterDOTpohmannADDdataweb.de
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